Landrat Siegfried Walch und Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung zur Entwicklung des Campus Chiemgau. ©Landratsamt Traunstein

Landrat Siegfried Walch und Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung zur Entwicklung des Campus Chiemgau. ©Landratsamt Traunstein

03.02.2021 

Landrat Walch und Oberbürgermeister Hümmer unterzeichnen gemeinsame Erklärung zur Entwicklung des Campus Chiemgau

Schwerpunkte Wohnraum, Verkehr und städtebauliche Entwicklung 

Landrat Siegfried Walch und Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer haben eine gemeinsame Erklärung zur Entwicklung des Campus Chiemgau unterzeichnet. „Im Kern geht es darum, wie der Campus insgesamt in das Leben der Stadt eingebettet wird, etwa was die Bereiche Wohnraum, städtebauliche Entwicklung, Verkehrssteuerung und ÖPNV anbelangt. Die Lage direkt am Bahnhof ist ein Vorteil, den wir gezielt nutzen werden.“ Walch zufolge muss bei der städtebaulichen Entwicklung des Campus dessen Anbindung an die Innenstadt ebenso bedacht werden wie die Nutzung gemeinsamer Infrastruktur. „Wir wollen kein nebeneinander von Stadt und Campus, sondern wir wollen beides miteinander ergänzen. Und dafür braucht es eine enge Kooperation zwischen Landkreis und Stadt“, betonte Landrat Walch bei der Unterzeichnung. Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer zeigte sich stolz über die Verwirklichung des Bildungscampus in der der Großen Kreisstadt. „Für uns als Stadt Traunstein ist es wichtig, dass der Campus nicht irgendwas Isoliertes ist, sondern dass er von Anfang an fester Bestandteil unser Stadt ist. Wir wollen, dass das Leben vom Campus hinüberschwappt in die Innenstadt und auch umgekehrt, dass die Traunsteinerinnen und Traunsteiner den Campus auch als ihre Einrichtung wahrnehmen können“, so Hümmer. Beide zeigten sich einig: „Der Campus Chiemgau ist eine riesige Chance, die Region positiv weiterzuentwickeln. Dabei gilt es, die damit verbundene Gelegenheiten zu nutzen und den Campus nicht nur als Bildungsstätte im Herzen von Traunstein zu verstehen, sondern als Möglichkeit, Stadt und Landkreis insgesamt in verschiedenen Handlungsfeldern weiter voranzubringen.“

Konkret sehen Landkreis und Stadt folgende gemeinsame Handlungsfelder:

1. Wohnraum:

Der Wohnungsmarkt in Traunstein ist angespannt. Die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum ist ein erklärtes Ziel von Stadt und Landkreis. Mit der Entwicklung des Campus Chiemgau wird zudem die Unterbringung von weiteren Schülern, Studenten bzw. Aus- und Fortzubildenden incl. von Dozenten bzw. Referenten notwendig werden. In einem ersten Schritt wird deshalb der Landkreis in Kooperation mit dem Zweckverband Heimat. Chiemgau den „Campus Wohnen“ entwickeln und errichten. Dort werden Unterbringungsmöglichkeiten speziell für die Zielgruppen des Campus entstehen. Zudem sind sich Stadt und Landkreis einig, dass weiterer Wohnraum in Traunstein und Umgebung notwendig ist und sie bei der Schaffung eng kooperieren wollen. Der Landkreis ist mit seiner Wohnungsbaugesellschaft und dem Zweckverband Heimat.Chiemgau in der Lage, weiteren Wohnraum zeitnah zu schaffen. Dabei wird ein sparsamer Flächenverbrauch mit einer nachhaltigen Bauweise und Bewirtschaftung der Gebäude angestrebt. Geeignete Flächen sind gemeinsam zu identifizieren und entsprechend den genannten Zielen zu entwickeln und zu überplanen.

2. Verkehrssteuerung und ÖPNV:

Stadt und Landkreis sind sich einig, dass die Entwicklung des Campus Chiemgau eine vernünftige und nachhaltige Verkehrssteuerung erfordert. Die innerstädtischen Flächen des Campus sind zu wertvoll, um hier dauerhaft Parkflächen anzusiedeln. Aus diesem Grund sind sich Stadt und Landkreis über folgende Ziele einig:

  • Individueller Ziel- und Quellverkehr mittels Auto soll möglichst vermieden werden.
  • Notwendige Parkflächen sind ausschließlich unterirdisch (Tiefgarage) zu entwickeln.
  • Die Entwicklung des Campus stellt insgesamt eine Chance dar, den städtischen Individualverkehr zielgerichteter zu steuern und insgesamt die Innenstadt von Traunstein zu entlasten.

Zur Erreichung dieser Ziele ist vorgesehen, dass am Campus keine oberirdischen Parkflächen zur Verfügung stehen. Es wird eine ausreichend dimensionierte und gebührenpflichtige Tiefgarage entstehen, die sowohl dem Campus, als auch Besuchern der Innenstadt, zur Verfügung steht. Weiterhin werden am Stadtrand von Traunstein geeignete Parkflächen errichtet, die mit einem dauerhaft eingesetzten Shuttle-Service mit dem Campus und der Innenstadt verbunden werden. Dabei ist

tagsüber eine laufende Anbindung das Ziel. Der Shuttle-Bus ist in den Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis Traunstein als Bestandteil einzubinden. Dem Shuttle-Bus ist zur Steigerung der Attraktivität durch geeignete Maßnahmen Vorrang vor dem individuellen Straßenverkehr einzuräumen. Ziel ist es, den Individualverkehr vor der Stadt enden zu lassen und in den ÖPNV umzulenken.

3. Autofreier Campus – Straßenführung:

Die Partner sind sich einig, dass der Campus grundsätzlich autofrei gestaltet werden wird. Für die bislang den Campus durchschneidende Güterhallenstraße soll geprüft werden, ob diese verlegt werden kann, ob eine Untertunnelung sinnvoll ist bzw. welche sonstigen Optionen bestehen. Ebenso ist zu prüfen, ob sinnvolle Anpassungen für die Güterhallenstraße notwendig sind. Die Entwicklung des Campus darf dabei nicht zu einer dauerhaften Mehrbelastung mit Verkehr für die Innenstadt und vor allem die Nachbarschaft des Campus führen. Hierzu werden Stadt und Landkreis gemeinsam eine Verkehrsstudie in Auftrag geben, die die Auswirkungen durch den Campus ebenso berücksichtigen wird, wie die angedachte Verkehrssteuerung. Dabei sind auch Auswirkungen auf Verkehrsknotenpunkte (z. B. Wegscheid) zu untersuchen.

4. Städtebauliche Entwicklung – Einfluss auf den Bahnhofsbereich:

Bei der Entwicklung der Campus-Gebäude ist auf eine vernünftige und geordnete städtebauliche Entwicklung zu achten. Stadt und Landkreis sind sich einig, dass zur Reduzierung des Flächenverbrauchs

eine Optimierung der Höhenentwicklung sinnvoll ist, was angesichts der bereits vorhandenen Umgebungsbebauung auch dargestellt werden kann. Die zu errichtenden Gebäude sollen möglichst nachhaltig betrieben werden können (z. B. regenerative Energien). Um den Campus-Gedanken zu verstärken, soll bei der Entwicklung des Areals nach Möglichkeit ein parkähnlicher Innenbereich entstehen, der sowohl den Nutzern des Campus, aber auch der Bevölkerung von Traunstein als kleine Naherholungsfläche dienen soll. Dadurch wird ein positiver Beitrag zum Mikroklima erzielt. Zudem wird der Campus nicht als isolierte Einheit innerhalb von Traunstein gesehen. Vielmehr soll er in Verknüpfung mit dem Bahnhofsareal (Bahnhofsplatz) und der Achse (Bahnhofstraße) Richtung Innenstadt eine positive Entwicklung und Aufwertung für das gesamte Gebiet darstellen. Dabei gilt es, insbesondere den Bahnhofsplatz und die angrenzenden Straßen aufzuwerten, für Ladengeschäfte, Lokale, etc. wieder attraktiver zu gestalten und mit Leben zu erfüllen. Dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung bzw. der Besucher ist im Bedarfsfall durch geeignete Maßnahmen Rechnung zu tragen. Die für den Campus notwendigen Bauleitverfahren werden in enger Abstimmung zwischen Stadt und Landkreis geführt. Die dafür anfallenden Kosten (incl. evtl. notwendiger Gutachten) sind vom Landkreis bzw. dessen Partnern zu tragen.

5. Anbindung Campus an die Innenstadt:

Das Campusgelände wird aktuell durch die Bahntrasse von der Innenstadt getrennt. Stadt und Landkreis sind sich einig, dass die Fußgängerunterführung unterhalb der Bahnlinie zwar eine wichtige Erschließungsachse darstellt, andererseits keine hohe Attraktivität ausstrahlt. Aus diesem Grund soll mindestens eine weitere Anbindung (Fußgänger und Radfahrer) über die Bahngleise hinweg für den Campus geschaffen werden. Zu diesem Zweck soll es eine Brücke über die Bahnlinie geben, die den Campus und den Bahnhofsplatz verbinden. Diese Brücke soll dabei auch als verkehrssichere Anbindung für Radfahrer an die Innenstadt aus westlicher Richtung (z. B. Gebiet Chiemseestraße / Guntramshügel / Einhamer Feld) dienen. Mittel- bis langfristig ist es vorstellbar, dass weitere Teile des Campus auch auf der Innenstadtseite der Bahnlinie entstehen könnten.

6. Nutzung gemeinsamer Infrastruktur:

Stadt und Landkreis wollen vorhandene Synergien, die durch die Errichtung des Campus entstehen nutzen. Themen wie Bücherei/Bibliothek, Audimax, etc. sind prädestiniert für eine gemeinsame Nutzung durch verschiedene Personen bzw. Personengruppen. Der Landkreis als Betreiber des Campus hat dabei ein großes Interesse, dass der Campus auch in die gesellschaftliche Mitte der Stadt Traunstein eingebunden wird. Aus diesem Grund ist eine Zurverfügungstellung von geeigneter Infrastruktur für die Stadt und deren Bewohner geradezu auch im Interesse des Landkreises.

7. Gründerzentrum / Makerspace:

Der Campus Chiemgau wird ein Leuchtturm im Bereich Bildung für die Region. Gleichzeitig soll er aber auch ein Zentrum für Forschung und nachhaltige Entwicklung sein. Mit den drei großen Bildungspartnern zusammen wird der Campus ein Innovationszentrum für Stadt und Landkreis werden und eine Strahlkraft weit darüber hinaus entwickeln. Um diesen Bereich zu verstärken, sind sich Stadt und Landkreis einig, dass am Campus ein Gründerzentrum und ein Makerspace entstehen sollen. Gerade für junge Unternehmen ist es wichtig eine Möglichkeit zu haben, Produkte und Entwicklungen zu testen, ohne dafür bereits selbst notwendige Ausstattungen, etc. anschaffen zu müssen. Hierfür sind Einrichtungen wie Gründerzentren oder auch ein Makerspace hervorragende Instrumente, neue Ideen voran zu bringen, sich zu vernetzen und auch im Bereich Forschung und Entwicklung in Kooperation mit den Bildungseinrichtungen Themen voranzubringen.

 

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