Ausstellung „Wenn die Wiege leer bleibt“ berührt und verbindet
Im Casino des Landratsamts Traunstein ist eine bewegende Veranstaltungsreihe rund um die Ausstellung „Wenn die Wiege leer bleibt“ auf große Resonanz gestoßen. Initiiert von den drei Schwangerenberatungsstellen im Landkreis – Donum Vitae, dem Sozialdienst katholischer Frauen sowie der staatlich anerkannten Schwangerenberatungsstelle am Landratsamt Traunstein – rückt die Ausstellung das oft tabuisierte Thema Sternenkinder und stille Geburten in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit.
Auf mehreren Aufstellern informierte die Ausstellung über Themen wie gestaffelten Mutterschutz, Unterstützungsnetzwerke sowie Möglichkeiten des Abschiednehmens und der Bestattung. Ergänzend bot sie konkrete Tipps für Angehörige und möchte dazu beitragen, einen offeneren gesellschaftlichen Umgang mit dem frühen Verlust eines Kindes zu fördern. Eindrucksvoll ergänzt wurde die Ausstellung durch Gemälde einer betroffenen Mutter. Die dargestellten Frauen unterschiedlicher Kulturen wirken in tiefer Trauer gefangen – ihre geschlossenen Augen symbolisieren die Unsichtbarkeit ihres Schmerzes in einer farbigen, fortlaufenden Welt. Sie können ihre Augen hierfür noch nicht öffnen.
Ein kreatives Angebot lud betroffene Eltern und Angehörige zudem dazu ein, selbst gestaltend tätig zu werden und persönliche Erinnerungsstücke zu schaffen. Zum Auftakt der Ausstellung richteten Dr. Krämer, Abteilungsleiter des Gesundheitsamts, sowie Prof. Dr. Schindlbeck, Chefarzt der Frauenklinik des Klinikums Traunstein, ihre Gedanken an die Anwesenden. Beide betonten die Bedeutung einer vielfältigen und einfühlsamen Betreuung betroffener Familien – durch Kliniken, Hebammen, niedergelassene Gynäkologinnen und Gynäkologen, Beratungsstellen und weitere Fachkräfte. In einem anschließenden Fachvortrag sensibilisierte Referentin Frau Nuber-Fischer unter dem Titel „Unsichtbare Elternschaft – wie wir Eltern von Sternenkindern rund um den Verlust hilfreich und sensibel begleiten können“ für die Herausforderungen stiller Trauer. Sie gab wertvolle Impulse für den Umgang mit Schuldgefühlen und Sprachlosigkeit in belastenden Situationen.
Ein Workshop mit dem Titel „Kleine Auszeit“ ermöglichte es betroffenen Eltern und Angehörigen, einfache Körperübungen der „Body2Brain-Methode“ kennenzulernen – Techniken, die in schwierigen Momenten beruhigend wirken und die eigene Selbstwirksamkeit stärken können. Im Workshop „Väter von Sternenkindern – ein Blick hinein in männliches Erleben von Belastungen und Trauer“ wurde deutlich, wie unterschiedlich Trauerprozesse verlaufen können – insbesondere aus männlicher Perspektive. Geleitet wurde dieser Workshop von Frau Steinbauer von der Bethanien-Stiftung Sternenkinder Oberland. Von Besucherinnen und Besuchern wurde besonders gewürdigt, dass das Thema Sternenkinder sichtbar gemacht und in einem würdevollen, offenen Raum zur Sprache gebracht wurde. Die Ausstellung hat damit nicht nur berührt – sondern auch verbunden.