©Landschaftspflegeverband Traunstein: Auf der Suche nach vergessenen Sorten (v.l.n.r.): Jürgen Sandner (Landschaftspflegeverband Traunstein), Sortenkundler Georg Loferer und Kreisfachberater Markus Breier.

©Landschaftspflegeverband Traunstein: Auf der Suche nach vergessenen Sorten (v.l.n.r.): Jürgen Sandner (Landschaftspflegeverband Traunstein), Sortenkundler Georg Loferer und Kreisfachberater Markus Breier.

13.09.2019 

Ein Stück Heimat pflegen – Biodiversitätsprojekt will alte Obstsorten erhalten

Seit dem Jahr 2015 werden in sechs oberbayerischen Landkreisen entlang der Alpenkette seltene Apfel- und Birnensorten gesucht. Dabei wurden bisher rund 250 Bäume entdeckt, deren Früchte selbst von namhaften deutschen Sortenkundlern nicht bestimmt werden konnten. Das Biodiversitätsprojekt „Alte Obstsorten in den oberbayerischen Voralpenlandkreisen“ hat sich zum Ziel gesetzt, diese unbekannten oder „vergessenen“ Sorten zu sichern und in Sortenerhaltungs- und Schaugärten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Wir beteiligen uns aktiv an diesem übergreifenden Obstsortenprojekt zur Bewahrung und Pflege unserer Heimat. Wir wollen die Sorten sichern und erhalten, bevor sie für immer verschwunden sein könnten“, so Landrat Siegfried Walch.

Kreisfachberater Markus Breier kümmert sich um die fachliche Betreuung des Projekts. „Von einigen Sorten gibt es im Projektgebiet nur noch einen einzigen Baum. Deshalb drängt die Zeit“, so Breier. Bei der Suche ist auch der Landschaftspflegeverband Traunstein beteiligt, der das Anlegen von traditionellen Obstangern mit Wiesen-Unternutzung seit Jahren fördert. „Alte, hochstämmige Obstbäume sind durch Höhlen, Totholz und mit extensiver Wiesenbewirtschaftung auch ökologisch wertvoll“, so Jürgen Sandner vom Landschaftspflegeverband. Dazu müsse auch regelmäßig nachgepflanzt werden.

Beteiligte im angelaufenen Projekt sind die Landkreise Traunstein, Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Rosenheim, Weilheim-Schongau sowie der Trägerverein Biosphärenregion Berchtesgadener Land e.V. und der Bezirksverband Oberbayern für Gartenkultur und Landespflege e.V. Die Mittel zur Finanzierung des Projekts kommen neben den genannten Beteiligten auch vom Bayerischen Naturschutzfonds und dem Bezirk Oberbayern. Insgesamt stehen rund 425.000 Euro  zur Verfügung.

Im ersten Schritt werden die gefundenen unbekannten Apfel- und Birnensorten jetzt erst einmal nachgezogen. Bevor die Sorten dann wieder verbreitet werden können, sollen sie umfassend auf ihre Eigenschaften geprüft werden. „Wir wissen bei den meisten Sorten nicht, ob sie sich als Tafelobst zum Frischverzehr, zum Dörren oder für Edelbrand. Dieses Wissen ging verloren“, so Projekt-Sortenkundler Georg Loferer. Er kennt jeden Baum des Projekts und koordiniert gemeinsam mit Projektmanagerin Eva Bichler-Öttl alle Maßnahmen. Auch im Landkreis Traunstein soll ein großer Sortenerhaltungs- und Schaugarten entstehen, in dem alle im Projektgebiet gefundenen unbekannten Sorten eine dauerhafte Heimat finden getestet werden. Die Planung laufen bereits. Bei der Wiederverbreitung geeigneter Sorten werden sich auch der Kreisverband Traunstein für Gartenkultur und Landespflege e.V. sowie die Gartenbauvereine beteiligen.

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