Die Teilnehmer der jüngsten Vorstands- und Obmännersitzung des Verbands der Forstberechtigten im Chiemgau e.V (©Landratsamt Traunstein)

Die Teilnehmer der jüngsten Vorstands- und Obmännersitzung des Verbands der Forstberechtigten im Chiemgau e.V (©Landratsamt Traunstein)

27.09.2023 

Vorstands- und Obmännersitzung im Holzknechtmuseum in Ruhpolding mit Ausklang auf der Schwarzachenalm

Der Verband der Forstberechtigten im Chiemgau e.V hielt jüngst eine Vorstands- und Obmännersitzung im Holzknechtmuseum in Ruhpolding ab. Zum Abschluss ging es auf die Schwarzachenalm. Die von Maria Stöberl (2. Vorsitzende und Geschäftsführerin des Verbandes) geleitete Sitzung startete mit dem Thema „Almwirtschaft und Kultur“ sowie mit allgemeinen Forstrechtsthemen und einer Führung durch die Dauerausstellung des Holzknechtsmuseums. Dabei wurde die bedeutende historische Rolle der Holzknechte in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung beleuchtet. Anschließend ging es weiter auf die Schwarzachenalm, die nach alter Überlieferung früher als „Vorderschwarzachenalm“ bezeichnet wurde. Dort stellte Almbauer Hans Thullner „Plenker“ aus Ruhpolding die Alm vor. Die Schwarzachenalm ist eine sogenannte „Berechtigungsalm“ auf der das „Plenker-Anwesen“ und das „Hinterhutzenauer-Anwesen“ das Weiderecht besitzen. Eigentümer der Weideflächen ist hier der Freistaat Bayern. Die Schwarzachennalm, eingebettet zwischen Rauschberg und Sonntagshorn bildet den „Niederleger“ zur Rauschbergalm. Der „Plenker-Kaser“ konnte 1983 durch einen Neubau den heutigen Anforderungen angepasst werden, der alte Kaser wurde in das naheliegende Holzknechtmuseum umgesiedelt und kann dort besichtigt werden. Die Almweideflächen liegen auf ca. 760 m und werden heute hauptsächlich mit Jungvieh bestoßen.

 

Die klimatischen Veränderungen machen sich auch hier bemerkbar. Im Frühjahr beginnt die Vegetation nahezu im gesamten Almbereich gleichzeitig – das Vieh kann aber naturgemäß nicht überall gleichzeitig das Futterangebot wahrnehmen. Nachdem die Almweide seit jeher als „Freiweide“ ausgeübt wird, das heißt dem Vieh der „freie Lauf“ gelassen wird kommt es dazu, dass Gunstlagen gut abgeweidet werden, ungünstige Lagen dagegen schwächer und dadurch stärker verbuschen. Auch das Thema Naturschutz ist bei der Bewirtschaftung sehr präsent, schließlich liegt die Schwarzachenalm im FFH-Gebiet „Östliche Chiemgauer Alpen“. Die Schwarzachenalm bietet gerade mit ihren großen Waldweideflächen Lebensräume für eine Vielzahl von geschützten Tieren und Pflanzen, die durch Jahrhunderte lange Beweidung entstanden sind. Allgemein steht die Almwirtschaft heutzutage vor neuen großen Herausforderungen. Zum einen bedroht die Zuwanderung großer Beutegreifer in unsere Region massiv die Weidetierhaltung, die zu den natürlichsten und artgerechtesten Tierhaltungsformen zählt und zum anderen führt der Freizeitdruck zunehmend zu Interessenskonflikten zwischen Almbauern und „Freizeitlern“, so auch auf der Schwarzachenalm. Bei den letztgenannten lässt der respektvolle Umgang immer mehr zu wünschen übrig – vergessen doch viele „Freizeitler“, dass sie „Gäste“ auf den Almen sind.

 

Eine Besonderheit ist im Bereich der Schwarzachenalm noch anzutreffen und zwar ein in den 50er Jahren errichtetes kleines Wasserkraftwerk, welches vom Forst bis in die 90er Jahre betrieben wurde. Von Seiten der Gemeinde Ruhpolding wurde vor einigen Jahren eine Wiederinbetriebnahme ins Auge gefasst, aber angesichts hoher Hürden wieder verworfen. Bei einer Brotzeit am „Plenker-Kaser“ hat man sich noch über die Abgewährung der Holzbezugsrechte ausgetauscht, denen dank der starken Nachfrage beim Rohstoff Holz wieder besondere wirtschaftliche Bedeutung zukommt und Überlegungen darüber angestellt, wie ein Miteinander mit den „Freizeitlern“ zu einem wirklich besseren „Miteinander“ führen kann.

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