23.12.2022 

Weihnachts- und Neujahrsgrußwort von Landrat Siegfried Walch

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

wir leben in einer Zeit, die von Unsicherheit und Ungewissheit geprägt ist. Seit zwei Jahren sind wir alle im Krisenmodus. Angefangen mit der Corona-Pandemie und ihren massiven Auswirkungen auf unseren Alltag, die uns auch zu Jahresbeginn weiter bremsten. Dazu mussten wir mit dem Angriffskrieg des russischen Präsidenten Putin auf die Ukraine einen weltpolitischen Tiefpunkt hinnehmen, der uns alle ins Mark erschüttert hat, in seinen Ausprägungen bis heute begleitet und nur ein paar Hundert Kilometer von uns entfernt wütet.

Seither sind etwa 1.900 Flüchtlinge aus der Ukraine in unsere Region gekommen. Viele Pensionsbetreiber, Ferienwohnungsbesitzer und landwirtschaftliche Familien haben uns Wohnraum vermietet. Im Namen des Landkreises ein herzliches „Vergelt’s Gott“ an die vielen Bürger und Ehrenamtlichen, die in dieser Flüchtlingskrise mitgeholfen haben und mithelfen, damit wir diese Krise meistern können. Jeder trägt seinen Teil dazu bei, in welcher Form auch immer. Dieser enorme Akt der Solidarität und Menschlichkeit zeichnet unseren Chiemgau und unsern Rupertiwinkel aus!

Doch auch die Zuströme aus anderen Ländern haben wieder enorm zugenommen – wir sind längst wieder auf dem Niveau der Flüchtlingskrise von 2016. Wir wissen nicht, wie lange wir noch Unterkünfte zur Verfügung haben. Wie wir mit dem Thema Migration weiter umgehen, wird uns deshalb im Neuen Jahr besonders beschäftigen müssen. Die Aussage aus der vergangenen Flüchtlingskrise bringt es auch dieses Mal wieder auf den Punkt: Unsere Herzen sind weit, aber unsere Möglichkeiten sind endlich. Deswegen muss klar sein: Nicht jeder kann nach Deutschland kommen und, wenn jemand zu Unrecht in unser Land gekommen ist, muss er dieses auch wieder verlassen. Wir brauchen eine Flüchtlings-, Zuwanderungs- und Migrationspolitik mit Herz und Verstand. Das ist besonders wichtig in Zeiten, in denen die Belastungen auch für die einheimische Bevölkerung immer weiter zunehmen.

Inflation und Kostensteigerungen sind für alle deutlich spürbar. Wir bemerken im Bereich der Energie zudem, wie abhängig wir vom Ausland sind. Das müssen wir schnellstmöglich ändern: Mit unserem Masterplan im Bereich Energieversorgung wollen wir unseren Teil dazu beitragen, unsere Heimat zukunftsfähig aufzustellen. Unabhängig von Vorlieben oder Ideologien untersuchen wir jede Möglichkeit der regenerativen Energieerzeugung. Die Diskussion darf dabei nicht lauten „entweder – oder“, sondern muss heißen „sowohl als auch“! Wir brauchen sowohl Biomasse, Geothermie, Photovoltaik als auch Windenergie und Wasserkraft. Wir können es uns nicht leisten, eines dieser Potenziale ungenutzt zu lassen. Übrigens ist dieses Thema nicht nur für die Krisenbewältigung wichtig, sondern bietet auch viele Zukunftschancen. Es geht um das Thema Versorgungssicherheit für eine ganze Region und dafür, dass sie auch künftig viele Chancen für junge Menschen bieten kann. So verbinden wir heimische Wertschöpfung und Ökologie miteinander. Insgesamt ist es wichtig, dass wir bei all den Krisen niemals die Zukunftsinvestitionen aus den Augen verlieren. Und deswegen wird der Landkreis auch weiterhin massiv in den Bereich Bildung und Bildungseinrichtungen investieren.

Ja, viele Herausforderungen liegen vor uns. Und all die Krisen fordern uns unwahrscheinlich viel ab und machen uns manchmal auch müde. Aber ich bitte Sie alle: Pflegen wir weiterhin das Miteinander! Wenn wir immer wieder die Perspektive des Anderen einnehmen, bin ich überzeugt, dass wir die Zukunft meistern werden. Das ist doch, was unseren Landkreis zum Schluss immer ausgemacht hat. Und dazu kann jeder seinen Teil beitragen. Wir halten zusammen!

Bei allen Krisen, die wir meistern müssen, sollten wir uns aber gerade zwischen den Jahren bewusst machen: Wir können froh sein, dass wir nicht auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung sind und in einem sicheren, freien und demokratischen Land leben dürfen.

Ich wünsche Ihnen allen Frieden, Gesundheit und Zuversicht für das neue Jahr 2023.

Gottes Segen für unsere Heimat!


Herzlichst, Ihr

 

Siegfried Walch
Landrat des Landkreises Traunstein

 

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