27.02.2019 - 19:00

VOLLZEITPFLEGE

Informationsveranstaltung zum Thema „Vollzeitpflege“.

Die Vollzeit-  wie auch die Bereitschaftspflege bewegen sich in einem Dreieck zwischen Kind, leiblichen Eltern und Pflegeeltern. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Jugendamt, leiblichen Eltern und Pflegeeltern macht dieses Dreieck stabil und gibt damit dem Kind, um dessen Schutz und Förderung es geht, einen klaren Rahmen, in dem es wachsen und gedeihen kann. 

Nähere Informationen zum Thema Vollzeitpflege finden Sie hier.

 

Vollzeitpflege - was bedeutet das?

Ein Montagmorgen in den Räumlichkeiten einer sozialen Einrichtung im Landkreis. Eben noch in der Puppenküche am Kochen, rennt der kleine Daniel zu zwei Frauen am Tisch, krabbelt auf den Schoß der einen und streckt der anderen den Löffel hin. „Mama, probier mal!“ Beide Frauen lachen sich an, sie wissen, wer von ihnen beiden gemeint ist - denn Daniel ist Pflegekind und nennt seine Pflegemutter Mami und seine leibliche Mutter Mama. Daniel lebt seit seinem 6. Lebensmonat bei Familie K.  in Vollzeitpflege. Seine Mutter konnte ihn nicht mehr länger so versorgen, wie sie sich das selbst gewünscht hat und wie es für Daniel nötig gewesen wäre. Ihre psychische Gesundheit war angeschlagen, sie brauchte Zeit und Kraft für sich selbst. Deshalb hatte sie sich, gemeinsam mit  den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes Traunstein dafür entschieden, ihren Sohn in Pflege zu geben. „Es war mir wichtig, dass er eine Familie als Hafen hat, auch wenn diese Familie im Moment nicht ich bin. Ich habe gleich gesagt, dass ich ihn regelmäßig sehen möchte, er ist und bleibt ja mein Kind.“

Daniels Mutter fiel der Schritt nicht leicht. Deswegen gab es vor der Entscheidung für die Pflegefamilie K. gemeinsame Gespräche im Jugendamt, bei denen alle Beteiligten sich besser kennenlernen konnten. Das half, die Ängste und Fragen auf beiden Seiten aus dem Weg zu räumen. Auch die Pflegemutter hatte zu Beginn Sorge. „Wir hatten in einem 2-tägigen Vorbereitungsseminar zwar gelernt, welche Aufgaben auf uns zukommen und auch welche Pflichten wir gegenüber den leiblichen Eltern haben, aber wenn es dann mal losgeht, ist man doch sehr aufgeregt, was und wer einen da erwartet.“ Dass beide Seiten von Anfang an Kontakt miteinander hatten und Zeit, sich gegenseitig kennenzulernen, hat vieles erleichtert. Besonders Daniel profitiert davon, dass seine Mami auf Zeit sich mit seiner Mama gut versteht, es erleichtert ihm die Umgänge, er hat nicht das Gefühl, sich für eine Mama entscheiden zu müssen und darf sich bei beiden wohlfühlen. Das ist eine wichtige Erfahrung für Pflegekinder, sie ermöglicht eine gute seelische Entwicklung. „Für mich war es am Anfang sehr schwer, Daniel nach den Umgängen wieder mit Frau K. weggehen zu sehen. Ich fühlte mich wie eine Versagerin“ erzählt Frau B., die leibliche Mama von Daniel. Die gemeinsamen Gespräche mit Jugendamt und Pflegefamilie haben ihr geholfen zu erkennen, dass es Daniel dort, wo er gerade ist, gut geht und sie die Zeit nutzen kann für sich zu sorgen, damit sie Daniel bald wieder zu sich nehmen kann.

Die Vollzeitpflege, wie Familie K. sie für Daniel übernimmt, ist eine  langfristig angelegte Hilfe. Während die Bereitschaftspflege wesentlich kürzer ist und erstmal Zeit verschafft für die Klärung, welcher Weg für das Kind perspektivisch der bessere ist, ist die Vollzeitpflege der Start einer längeren gemeinsamen Zeit, in der das Kind in der Pflegefamilie ankommen soll. Oft bedeutet sie das Ende einer sehr unruhigen Zeit für das Kind, mit wenig Sicherheit und Verlässlichkeit. In der Vollzeitpflege hat es den sicheren Hafen, den nur familiäre Strukturen geben können. Deshalb ist Pflege gerade für kleine Kinder meist die bessere Alternative zu einer stationären Heimunterbringung. Wie lange die Vollzeitpflege dauert, ist hängt von der individuellen Vorgeschichte und der weiteren Entwicklung des Kindes ab, vor allem aber auch von jener der leiblichen Eltern. Um eine Rückführung zurück zu den leiblichen Eltern zu ermöglichen, werden regelmäßig neue Entwicklungsziele für das Kind und die Eltern festgelegt. Dazu gibt es gemeinsame Gespräche, sogenannte Hilfepläne, bei denen alle Beteiligten miteinbezogen werden. Hier ist Platz für alle Fragen, Sorgen und Nöte.

Veranstaltungsort: 
Casino Landratsamt, Papst-Benedikt-XVI.-Platz, Traunstein
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