Entwicklungsprojekt Libanon

 

 

Warum engagiert sich der Landkreis Traunstein im Libanon?

Der Landkreis Traunstein pflegt seit 2018, im Rahmen der Initiative „Kommunales Know-how für Nahost“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, eine Partnerschaft mit drei Kommunen im Libanon.

Mit der Initiative „Kommunales Know-how für Nahost“ fördert die Bundesregierung kommunale Partnerschaften mit Aufnahmekommunen syrischer Geflüchteter in Jordanien, der Türkei und im Libanon. Der Landkreis Traunstein übernimmt mit seinem Engagement Verantwortung in einer globalisierten Welt und unterstützt mit den Projektmaßnahmen in den drei Partnerkommunen die Bevölkerung vor Ort. Die Lebenssituation vor Ort soll verbessert werden, indem in die Energieversorgung in den Kommunen verbessert wird. Darüber hinaus fördert der Landkreis Traunstein berufliche Bildungsmaßnahmen im Libanon und möchte in der Zukunft den kulturellen Austausch ausbauen.

Im Libanon leben heute ca. 6.9 Mio Menschen. In Folge des Bürgerkrieges in Syrien hat das Land seit 2011 ca. 1.5 Mio syrische Flüchtlinge aufgenommen. Die Geflüchteten machen damit ein Viertel der libanesischen Wohnbevölkerung aus. Der massive Zuzug in so kurzer Zeit stellt die Energie- und Wasserversorgung sowie die Abfallentsorgung im Land vor große Herausforderungen. Die ohnehin schon defizitäre Infrastruktur ist der erhöhten Nachfrage nicht gewachsen.

In Deutschland steht rund um die Uhr ausreichend Strom zur Verfügung. Im Libanon dagegen liefert die staatliche Stromgesellschaft nur sechs Stunden Strom pro Tag. In manchen Regionen weniger. Viele Libanesinnen und Libanesen beziehen ihren Strom daher von Dieselgeneratoren, die das öffentliche Stromnetz ergänzen. Treibstoff ist im Libanon derzeit ebenfalls knapp und der Betrieb der Generatoren daher sehr teuer und umweltschädlich.

Viele spannende Projekte wurden bereits auf den Weg gebracht und viele spannende Aufgaben liegen noch vor uns.

Unsere Partnerkommunen

Die Gemeinde Qrayeh

Ebenfalls im Süden von Beirut nahe der Mittelmeerküste befindet sich die Gemeinde Qrayeh. Im Frühjahr wurden mit Fördergeldern des BMZ vier Wohneinheiten mit Platz für insgesamt 8 Personen aufgebaut. Viele Familien leben gemeinsam auf relativ engem Raum, so dass eine wirkungsvolle Isolation nicht möglich ist. Die Wohnungen bieten den Einwohnern von Qrayeh, die Möglichkeit sich bei einer Covid-19 Infektion (mit leichtem Verlauf) zu isolieren und sich auszukurieren. Die Isolierstation hilft dabei die Infektionsketten zu unterbrechen.

 

Die Union Al Bohaira

Die Gemeindeunion Al Bohaira liegt ca. 80 km südöstlich der libanesischen Hauptstadt Beirut. Das Unionsgebiet befindet sich in der Beeka Ebene und umfasst insgesamt 19 Städte und Dörfer in der Nähe des Quaraoun Stausees. Um die Stromversorgung für die Kläranlage in Aitanit sicherzustellen wurde im Frühjahr 2021 eine Photovoltaik-Freiflächenanlage errichtet. Bei der Installation haben 30 Männer und Frauen im Rahmen eine 30-tägigen Schulungsmaßnahmen teilgenommen. Die Gruppe bestand aus 22 Frauen und 8 Männern, die theoretischen Unterricht und Praxistraining im Bereich Photovoltaik erhielten. Der Aufbau einer zweiten Photovoltaikanlage hat im Dezember 2021 begonnen und wird im Frühjahr 2022 fertiggestellt.

 

Die Union Jabal El Sheik

Die Gemeindeunion Jabal El Sheikh liegt am Fuße des Berg Hermon ca. 15 km von der syrischen Grenze entfernt. Die staatliche Stromversorgung im Libanon liefert dort am Tag nur ca. 6 Stunden Strom. In der übrigen Zeit liefern Dieselgeneratoren den Strom für das Unionsgebiet. In der Stadt Rachaya stehen, verteilt auf fünf verschiedene Standorte, insgesamt fünf Generatoren. Um die Energieeffizienz der Generatoren zu steigern werden zwei von Ihnen an einem zentralen Ort zusammengelegt und miteinander synchronisiert, so dass die Kommune Treibstoffkosten spart. Mit der Zusammenlegung der Dieselgeneratoren wird gleichzeitig die Infrastruktur geschaffen, um dort in der Zukunft weitere Generatoren zu synchronisieren. Darüber hinaus kann an das System eine Photovoltaikanlage angeschlossen werden. Die Planungen für die Folgeprojekte laufen schon.

 

Unsere Erfolgsfaktoren
  1. Die Ansiedelung des Projekts auf Landkreisebene ermöglicht den Zugriff auf ein breites Expertennetzwerk und hat die Unterstützung der obersten kommunalen Ebene.
  2. Die Partner vor Ort und auf verschiedenen Ebenen führen zu einer Risikostreuung bei der Projektumsetzung. Partner wie ortsansässige NGOs oder Verwaltungen kennen die Gegebenheiten vor Ort und können fundierte Analysen abgeben.
  3. Die konkrete Arbeit an gemeinsam Projekten und die operative Umsetzung von Projektmaßnahmen fördern den Aufbau von Prozessen der Zusammenarbeit zwischen den Partnern, vertiefen die bestehenden Beziehungen und sorgen für die Beteiligung verschiedener Akteure.
  4. Eine gute Partnerschaftsanbahnung oder eine bestehende Beziehung sind Basis für eine erfolgreiche Projektpartnerschaft. Persönliche Begegnungen im Vorfeld und ein kontinuierlicher Austausch (auch in Krisenzeiten) tragen wesentlich zum Erfolg bei.
Weitere Informationen

Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit dem Libanon - BMZ

Initiative „Kommunales Know-how für Nahost“

Koordination kommunaler Entwicklungspolitik