
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Live-Demonstration sogenannter Roboterhunde, die eindrucksvoll zeigte, welche Chancen und Risiken moderne Technologie mit sich bringt. ©Landratsamt Traunstein
Cybersicherheit im Fokus: Landkreis Traunstein sensibilisiert Führungskräfte für digitale Bedrohungen
Wie verwundbar öffentliche Einrichtungen gegenüber Cyberangriffen sind, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen – und auch die Kommunen im Landkreis Traunstein sind gefordert, ihre digitale Widerstandskraft zu stärken. Unter dem Titel „Cybersicherheit für Führungskräfte“ fand dazu im Großen Sitzungssaal des Landratsamts eine Informationsveranstaltung für die Führungskräfte der kommunalen Verwaltung statt. Eingeladen waren neben den Verantwortlichen aus dem Landratsamt auch die Bürgermeister und Geschäftsleiter der Städte, Märkte und Gemeinden des Landkreises.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Lothar Wagner, Geschäftsleiter des Landkreises, die rund 80 anwesenden Führungskräfte. Er betonte die gemeinsame Verantwortung aller Ebenen der Verwaltung: „Cybersicherheit ist keine Nebensache, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Verwaltungsarbeit. Als Führungskräfte tragen wir Verantwortung dafür, dass Sensibilität, Vorsicht und Vorbildverhalten im digitalen Alltag selbstverständlich werden. Nur wenn alle mitziehen – von der IT bis zur Amtsleitung –, können wir unsere Verwaltungen wirksam schützen.“
Im Anschluss verdeutlichte Claus Hofmann, Informationssicherheitsbeauftragter für den Landkreis und die Kommunen, in seinem Vortrag die aktuelle Bedrohungslage und die daraus resultierenden Handlungsnotwendigkeiten. Hofmann zeigte anhand zahlreicher aktueller Beispiele, dass Cyberangriffe längst kein theoretisches Risiko mehr sind, sondern Behörden und Unternehmen gleichermaßen treffen. Besonders Ransomware-Attacken – also Angriffe, bei denen Daten verschlüsselt und Lösegeld gefordert wird – gehören laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu den größten Bedrohungen für die öffentliche Verwaltung. Anhand konkreter Vorfälle aus dem kommunalen Umfeld – auch aus Bayern – machte Hofmann deutlich, wie schnell selbst alltägliche E-Mails zu einem Sicherheitsrisiko werden können. „Neun von zehn erfolgreichen Cyberangriffen beginnen mit einer E-Mail“, erklärte er. Dabei würden gezielt Emotionen angesprochen, um rationale Entscheidungen zu umgehen – eine Methode, die als „Human Hacking“ bezeichnet wird.
Ein zentrales Anliegen des Vortrags war es, das Bewusstsein der Führungsebene für ihre besondere Rolle in der Informationssicherheit zu schärfen. „Cybersicherheit ist keine reine IT-Aufgabe, sondern Führungsverantwortung“, betonte Hofmann. Dazu gehöre vor allem, eine offene Fehlerkultur zu fördern und Mitarbeitende zu ermutigen, bei Unsicherheiten nachzufragen. „Es ist keine Schande, bei einer E-Mail unsicher zu sein“, so Hofmann weiter. Weitere Schwerpunkte des Vortrags waren technische Schutzmaßnahmen wie Zwei-Faktor-Authentisierung, regelmäßige Software-Updates und Datensicherungen sowie präventive Schulungen. Das Landratsamt setzt dabei auf praxisnahe Trainingsformate wie simulierte Phishing-Angriffe und das spielerische Lernkonzept des „Watzmann-Spiels“. Zum Abschluss betonte Hofmann, dass der Landkreis und seine Kommunen bereits eng in Fragen der Informationssicherheit zusammenarbeiten. Mit gemeinsamen Notfallübungen und dem Ausbau der sogenannten „digitalen Ersthelfer“ soll die Reaktionsfähigkeit weiter verbessert werden. „Ein erfolgreicher Cyberangriff ist keine Frage des ob, sondern des wann – umso wichtiger ist es, vorbereitet zu sein“, sagte er abschließend.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein besonderer Überraschungsgast: sogenannte Roboterhunde, die das Publikum gleichermaßen faszinierten und nachdenklich stimmten. Die eindrucksvolle Demonstration zeigte, welche Chancen und Möglichkeiten moderne Technologie in der Zukunft eröffnet – aber auch, welche Risiken entstehen können, wenn Cybersicherheit nicht von Anfang an mitgedacht wird. Die Veranstaltung verdeutlichte eindrucksvoll, dass der Landkreis Traunstein den Schutz seiner digitalen Infrastrukturen als gemeinsame Daueraufgabe versteht – und dass Aufmerksamkeit, Schulung und Führungsvorbild die wirksamsten Abwehrmaßnahmen sind.